Eineinhalb Stunden

Jetzt sitzt Er auf ihr, schwer und unüberwindbar wie ein Fels. Sie kommt gegen Ihn nicht an, sie wird festgehalten, eingeklemmt. Ist Ihm ausgeliefert. "Smettila" sagt sie Ihm immer wieder, "hör auf, ich will nicht". Aber Er tut so, als habe Er sie nicht verstanden. Ausländer. Er macht weiter, Er geht weiter. Versucht, in sie einzudringen. Vorne nicht? Dann also hinten. Auch nicht? Sie will es nicht von hinten? Gut, dann eben wieder vorne...
Sie kann sich nicht wehren, hat keine Kraft; denkt nur: nein, nicht noch einer... Sie hat Angst, hat das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Er tut ihr weh. Ihm ist das egal, Er macht weiter. Dann presst Er ihren Kopf zwischen seine Beine... Sie würgt. Zieht ihren Kopf zurück, sprachlos, fassungslos. Ist still, will sich nicht noch mehr aufregen. Er versucht wieder und immer wieder in sie einzudringen. Atmet schneller, stößt immer heftiger... Dieser Blick!
Glasige, verschwommene, undurchsichtige Augen starren auf sie. Bewegungslos liegt sie unter Ihm, beißt die Zähne aufeinander, starrt zur Seite. Schmerzverzerrtes Gesicht und doch gefühllos, verkrampfter Blick. Ekel, Enttäuschung, Ratlosigkeit, Angst und Erniedrigung treiben böses Spiel mit ihrer Seele. Eine unbemerkte Träne steht in ihrem Augenwinkel. Er wird wütend, weil sie nicht mitmachen will. Versucht es ein letztes Mal, bevor Er sie wieder nach Hause bringen muss. Ist genervt, macht es sich selber und spritzt sie voll. Aufstehen, hastiges Anziehen. Er bringt sie zurück, tut so, als sei nichts gewesen. Sie tut auch so.
Zurück, kann sie noch nicht einmal duschen, weil sie niemanden wecken will und darf. Aber sie ekelt sich so! Fühlt sich beschmutzt, erniedrigt, hilflos, allein.

Monate später. Sie kann es nicht vergessen. Kein Vertrauen mehr möglich, keine Liebe. Fragen schwirren durch ihre Gedanken...
War das Vergewaltigung?
und
Warum? Warum sie...?

© Sandy

Sandy